Einstellungen zu genderinklusiver Sprache unter Studierenden, Johanna Leunig
Im Rahmen eines quantitativen Lehrforschungsprojekts führen wir eine Online-Befragung unter Studierenden der Universität Göttingen aus unterschiedlichen Fachrichtungen durch. Ziel ist es, Einstellungen gegenüber genderinklusiver Sprache sowie den tatsächlichen Umgang mit dieser Form sprachlicher Sichtbarmachung zu erfassen. Das Projekt fokussiert sowohl die Akzeptanz als auch das konkrete Nutzungsverhalten von genderinklusiven Ausdrucksformen und beleuchtet mögliche Vorbehalte sowie Unsicherheiten im Umgang mit ihnen. Ziel ist es, differenzierte Einblicke in die gesellschaftlichen Einstellungen zu geschlechterinklusiver Sprache zu gewinnen und Barrieren im Umgang mit dieser Form der Sprache zu identifizieren, um diesen gezielt begegnen zu können. Angesichts der zunehmenden gesellschaftlichen Brisanz des Themas ist festzustellen, dass öffentliche Debatten über genderinklusive Sprache häufig von ideologischen Polarisierungen und emotionalen Auseinandersetzungen geprägt sind. An vielen Stellen fehlt es an fundierter, wissenschaftlich gestützter Argumentation. Die im Projekt gewonnenen Befunde sollen dazu beitragen, die oftmals verhärteten Fronten in der Debatte zu überbrücken, indem sie eine empirisch fundierte Grundlage für einen konstruktiven Dialog schaffen. Ziel ist es, ein wechselseitiges Verständnis zwischen unterschiedlichen Positionen zu fördern und damit langfristig zur Entwicklung tragfähiger, gesellschaftlich vermittelbarer Lösungen beizutragen.
In Zusammenarbeit mit dem Hainberg-Gymnasium Göttingen wird eine quantitative Online-Befragung zur Thematik sexualisierter Gewalt im schulischen Kontext durchgeführt. Ziel des Projekts ist es, bestehende Ist-Zustände zu erfassen und daraus Bedarfe für präventive und unterstützende Maßnahmen im schulischen Alltag abzuleiten.
Sexualisierte Gewalt umfasst alle Formen von Grenzverletzungen, bei denen Sexualität zur Ausübung von Macht genutzt wird – unabhängig davon, ob diese körperlich, verbal, nonverbal oder digital erfolgen. Das Thema ist komplex und kann vielfältige Erscheinungsformen annehmen. Es berührt grundlegende Fragen nach Machtverhältnissen, Geschlechterrollen und dem Umgang mit Nähe und Distanz im institutionellen Rahmen Schule.
Die Ergebnisse sollen eine empirische Grundlage für die Weiterentwicklung oder Konzeption schulischer Schutzkonzepte sowie zielgruppenspezifischer Workshop-Angebote für Schüler:innen und Mitarbeitende bieten. Solche Angebote sollen sowohl präventiv wirken – etwa durch Sensibilisierung und Wissensvermittlung – als auch empowernd, indem sie Handlungssicherheit im Umgang mit sexualisierter Gewalt fördern.
Langfristig soll das Projekt Impulse für die Entwicklung diskriminierungssensibler, gewaltpräventiver und unterstützender Strukturen im schulischen Kontext bieten.
In den letzten Jahren wird das Thema Menstruation im Sport in der Sportwissenschaft und in der breiten Öffentlichkeit zunehmend relevant. Die wachsende Popularität von zyklusbasierten Trainingskonzepten im Leistungs- wie auch im Amateur- und Freizeitsport und vermittelt durch populärwissenschaftliche Print- und Online-Medien eröffnet viele sport-, geschlechter- und wissenssoziologische Fragestellungen. In diesem Projekt wird durch eine Analyse von entsprechenden Medienprodukten (Trainingsratgeber, Fernsehberichte, onlineMaterialien) sowie ethnografischer Beobachtung und Interviews nachgezeichnet, welche Formen von Geschlechterwissen und welche Formen der Subjektivierung und Materealisierung hierbei hervorgebracht werden und wie sich dies in einen größeren Kontext gesellschaftlicher Debatten um geschlechtliche, auch körperliche, Diversität im Feld von Sport und Gesundheit (Stichwort geschlechtersensible Medizin) einordnen lässt.
In Zusammenarbeit mit J.-Prof. Friederike Faust, Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie, Göttingen und Prof. Gabriele Sobiech, Sportsoziologie und Gender Studies, Pädagogische Hochschule Freiburg. In den 1980er Jahren formierte sich in Westdeutschland aus der Zweiten Frauenbewegung heraus die sogenannte Feministische Sport- und Bewegungskultur. Diesem Zusammenschluss aus frauenbewegten Sportlerinnen ging es nicht nur darum, Frauen im Sport zu fördern, sondern auch den Sport als vergeschlechtlichte und vergschlechtlichende Praxis zu hinterfragen und zu verändern (vgl. Schmechel 2022, Schmechel 2025). In dieser Studie werden leitfadengestützte Interviews mit Protagonist_innen der ersten Stunden dieser Bewegung geführt, um die Motivationen, Erfahrungen sowie Konflikte und Aushandlungen herauszuarbeiten, feministische Sportpraxen zu rekonstruieren und damit eine Lücke in der Forschung zu Frauen_ im Sport und alternativen Sportkulturen anzugehen. In einer späteren Projektphase sollen Akteur_innen heutiger feministischer Sportangebote mit ins Projekt einbezogen werden, um so auch explizit nach Kontinuitäten wie Brüchen in der Geschichte des feministischen Sports zu suchen.
Laufzeit: 11/24-10/27, https://www.uni-goettingen.de/MoDi-Netzwerk
Im DFG-Forschungsnetzwerk „Modi organisationaler Diversität: Theorie, Empirie und Praxen“ vernetzen sich mehr als 20 Expert*innen von renommierten Universitäten im In- und Ausland über einen Zeitraum von drei Jahren, um die Vielfalt der Perspektiven in der Diversitäts-, Geschlechter- und Organisationsforschung zu bündeln und neue Impulse für die Erforschung von Diversität in Organisationen zu geben.
Die leitende Koordinatorin, Dr. Julia Gruhlich erklärt, mit welchen Fragen sich das Netzwerk befasst:
„Was genau meinen verschiedene Organisationen wie z.B. Unternehmen, Universitäten oder Verwaltungen, wenn sie von Diversität sprechen, und wie gehen sie damit um? Wie beeinflussen Unterschiede und Ungleichheiten innerhalb von Organisationen die Entwicklung von Strategien zur Förderung von Vielfalt? Welche Maßnahmen sind in welchen Organisationen besonders erfolgreich und wirkungsvoll?“
Ziel des Netzwerks ist es, den deutschen Beitrag zu internationalen Debatten zu Diversity und Organisation zu stärken und die diversitätssensible Organisationsforschung im deutschsprachigen Raum weiterzuentwickeln.
Laufzeit: 11/2022-10/2025, https://www.smartup-chanse.eu/
Verbundpartner: Dr. Julia Gruhlich, Dr. Petr Gibas (Institute of Sociology of the Czech Academy of Sciences, Tschechien), Prof. Dr. Turkka Keinonen (Aalto University, Finnland), Prof. Dorota Golanska (University of Lodz, Institute of Contemporary Culture, Polen), Dr. Clarice Bleil de Souza (Welsh School of Architecture, Großbritannien)
Förderinstitution: ERA-NET Cofunds CHANSE zur Förderung von internationalen Forschungsverbünden zum Thema „Transformationen: Soziale und kulturelle Dynamiken im digitalen Zeitalter“
Das EU-Verbundprojekt „Smart(ening up the modern) home: Redesigning power dynamics through domestic space digitalization“ (SMARTUP) untersucht anhand von Smart Homes, wie sich die Digitalisierung auf die Machtdynamiken im Kontext des Haushalts und Wohnens auswirkt. Das Vorhaben leistet einen Beitrag zum besseren Verständnis der kulturellen und sozialen Auswirkungen der digitalen Transformation im Kontext von Smart Homes, indem es (1) die kulturellen Vorstellungen des digitalisierten Wohnens auf Ebene der Konzeption, (2) die Produktionsbedingungen von Smart Homes auf Ebene der Produktion sowie (3) deren Wahrnehmung und Nutzung auf der Ebene des Konsums kritisch analysiert.
Die Beantwortung der Ausgangsfragen erfolgt in einem interdisziplinären und europäischen Verbund, bestehend aus vier Teilprojekten (TP). Beteiligt sind Forscher*innen der Anthropologie, Sozialgeographie, Geschlechterforschung, Soziologie, Wissenschafts- und Technologiestudien aus vier Ländern (Deutschland, Tschechien, Finnland und Großbritannien).
Das tschechische Projekt (TP1) analysiert die „Konzeptualisierung des (Smart) Home im Wandel“ in Wissenschaft und Gesellschaft. Das polnische Projekt (TP2) erforscht „die Vorstellung von Smart Homes in Kunst und Populärkultur“. Das finnische und das britische Projekt (TP3) untersuchen die „technischen Imaginationen bei der Gestaltung von Smart Homes“ der Entwickler*innen. Das deutsche Projekt (TP4) analysiert den Zusammenhang von „Geschlecht und sozialen Ungleichheiten in Smart Homes“.
Das deutsche Teilprojekt (TP4), unter Leitung von Dr. Julia Gruhlich analysiert die Diversität der Smart-Home-Nutzer*innen und wie Paare die Nutzung der Technologien mit Blick auf die vergeschlechtlichte Arbeitsteilung, Haushalt und Kinderbetreuung sowie andere Praktiken, die den Haushalt ausmachen, verhandeln. Eingesetzt werden Dokumentenanalysen zur Verbreitung und Nutzung von Smart Homes, leitfadengestützte qualitative Einzel- und Paarinterviews mit Smart Home-Nutzer*innen, ethnographische Beobachtungen und digitale Tagebucheintragungen. Parallel zum deutschen Teilprojekt werden auch in Tschechien und Polen Daten zu Smart Home Nutzer*innen und Geschlechterverhältnissen erhoben. Die Ergebnisse fließen in Seminare und Workshops für Entwickler*innen von Smart Homes ein.