Untersuchungen zu Grundlagen-Aspekten der Mensch-Tier-Beziehung am Beispiel der Mutterkuhhaltung
In den letzten Jahren hat eine Ausweitung extensiver Haltungsverfahren bei Rindern stattgefunden. Extensive Rinderhaltung ist aber nur bei relativ arbeitsextensiver Betreuung der Tiere wirtschaftlich. Diese führt zu einer zunehmende Scheuheit der Tiere gegenüber dem Menschen, wodurch die Betreuung der Tiere erschwert wird und notwendige Routinemaßnahmen ein erhöhtes Unfallrisiko bergen.
Im hier beschriebenen Projekt wurden grundlegende Aspekte zur Wahrnehmung des Menschen durch das Rind und zum Einfluss der Kontaktintensität zwischen Rind und Mensch auf die Mensch-Tier-Beziehung an Mutterkühen, Färsen und Kälbern aus extensiver Mutterkuhhaltung untersucht
Es konnte gezeigt werden, dass Galloway-Färsen signifikante Unterschiede in der Reaktion auf verschiedene Erscheinungsformen des Menschen aufweisen. Mit wiederholter Präsentation nahm die Stärke der Reaktion auf die Präsentation ab, d.h. es erfolgte eine Gewöhnung.
Durch eine zusätzliche, achtwöchigen Betreuung (für 3 x 2 h pro Woche) auf der Weide konnte bei Mutterkühen eine signifikanten Verringerung der Fluchtdistanzen (von 10,2 m auf 3,2 m) gegenüber einer Kontrollgruppe erreicht werden. Die Betreuung zeigte eine deutliche Langzeitwirkung.
Ein erhöhter Menschenkontakt in der Jugendentwicklung von Kälbern aus extensiver Mutterkuhhaltung führte ebenfalls zu einer tendenziellen Abnahme der Fluchtdistanzen. Kälber mit einer geringen Kontaktintensität zum Menschen zeigten im Handling-Test die extremsten Reaktionen und z.T. aggressives Verhalten gegenüber dem Menschen. Der Kontakt zum Menschen während der frühen Jugendentwicklung der Kälber scheint aggressives Verhalten gegenüber dem Menschen zu vermindern.
Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass eine gezielte Weidebetreuung extensiv gehaltener Mutterkühe und Kälber mit einem relativ geringem Mehraufwand an Arbeit möglich ist und so eine Verbesserung der Mensch-Tier-Beziehung erreicht werden kann. Dadurch wird der Umgang mit den Tieren erleichtert und das Unfallrisiko für Mensch und Tier gesenkt.
Laufzeit: 04.1995-11.1999