Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen

Von CHRISTIAN RÄTSCH

944 S., Leinen gebunden, 20,5 x 27cm, 7993 Farbfotos 500 SW Abbildungen. AT Verlag Aarau, 15. korrigierte und aktualisierte Auflage 2019, Preis 120,00 €, ISBN 978-3-03800-995-5

Wer einen Zugang zu dem Buch bekommen will, sollte unbedingt erst die Einleitung lesen, da hier wesentliche Begriffe wie: was sind psychoaktive Pflanzen, der Gebrauch psychoaktiver Pflanzen, Drogenkultur, psychoaktive Pflanzen und schamanisches Bewusstsein aber auch der Aspekt psychoaktive Pflanzen als kulturschaffende Faktoren ausführlich behandelt werden. Der Hauptteil des Buches befasst sich mit psychoaktiven Pflanzen. Insgesamt werden Pflanzen aus über 300 Gattungen und fast 450 Arten, zum Teil sehr knapp, andere wiederum sehr ausführlich vorgestellt. Diese werden in die wichtigsten Gattungen und Arten, wenig erforschte psychoaktive Pflanzen, angeblich psychoaktive Pflanzen und nichtidentifizierte psychoaktive Pflanzen unterteilt.
Die Beschreibung der einzelnen Pflanzen- oder Pflanzengruppen werden je nach Erfordernis mit bis zu 17 verschiedenen Unterpunkten ausführlich erklärt. Neben dem Botanischen und deutschen Namen werden auch bekannte Synonyme, volkstümliche Namen, ihr geschichtlicher Hintergrund, ihre Verbreitung, der Anbau, das Aussehen, die Droge sowie ihre Zubereitung und Dosierung, ihre Rituelle Verwendung, medizinische Anwendung, Inhaltsstoffe, Wirkung usw. beschrieben. Zu fast allen Pflanzen gibt es Farbfotos oder SW Zeichnungen. Zu vielen auch die chemische Strukturformel der psychisch aktiven Substanzen. Die Literaturhinweise zu der vorgestellten Pflanze befinden sich direkt in Anschluss. Bei einigen Gattungen wie z.B. bei den Agaven wird nicht zwischen den einzelnen Arten unterschieden. Hier findet eine Abhandlung für alle Agavenarten statt. In anderen Fällen wie z.B. bei Artemisia wird eine Art, A. mexicana beschrieben, alle anderen dann aber unter A. spec. zusammengefasst. Die Nomenklatur entspricht weitestgehend dem aktuellen Stand. Mitunter wurden botanisch falsche Begriffe gewählt, was aber nicht weiter schlimm ist, denn es handelt sich bei dem Werk ja nicht um ein botanisches Lehrbuch. So handelt es sich bei den von roten, fleischigen Schuppenblättern umgebenen Samen einiger Ephedra-Arten nicht um Früchte. Und auch der Wacholder bildet keine Früchte, sondern Samenzapfen aus.
Ein weiteres großes Kapitel ist den psychoaktiven Pilzen gewidmet. Auch hier lohnt es sich die Einführung zu lesen, denn vielen dürfte der Einfluss psychoaktiver Pilze auf unterschiedlichste Kulturen eher unbekannt sein. Darüber hinaus gibt es auch Hinweise zur Kultur psychoaktiver Pilze. Das Spektrum der 22 vorgestellten Pilzgattungen reicht von dem bekannten Fliegenpilz über Mutterkornpilze bis zu verschiedenen Kahlkopfarten und angeblich psychoaktiven Pilzarten. Im Kapitel Psychoaktive Produkte werden sowohl Allerweltsproduckte wie destillierter Alkohol, Bier, Wein und Energydrinks aber auch Räucherwerk und Rauchmischungen Betelbissen, Herbal Extasy oder Zombiegift neben vielen anderen exotisch anmutenden Produckten vorgestellt. Neben Anwendungsrezepten, in denen immer wieder auf die Gefahren einer Anwendung hingewiesen wird, wird auch immer wieder auf den kulturellen Hintergrund, ihre Verwendung und Wirkung hingewiesen.
Das letzte große Kapitel widmet sich den Pflanzenwirkstoffen bez. den Wirkstoffgruppen. Angefangen von ätherischen Ölen über Atropin, Ephedrin, Indolalkaloide, Kokain, Meskalin, Opiumalkaloide, THC usw. Es folgen ein Verzeichnis der psychoaktiven Pflanzen und Pilze, der allgemeinen Bibliographie und ein umfangreiches Stichwortverzeichnis.
Ein spannend zu lesendes Buch das nicht nur für Personen aus dem pharmakologisch medizinischen Bereich, sondern auch für alle Botaniker, oder Personen die z.B. in botanischen Gärten arbeiten und Führungen anbieten, als Vorbereitungslektüre für botanisch spannende Führungen sehr zu empfehlen ist.

VOLKER MENG, Hann. Münden-Hemeln