PD DR. BENJAMIN MÖCKEL - FORSCHUNG

Profil

Ich bin ein Historiker der deutschen und europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts mit besonderem Fokus auf transnationale und globale Verschränkungen. Ausgangspunkt meiner historischen Arbeit ist eine Gesellschaftsgeschichte, die die Konflikte und Überschneidungen zwischen Politik, Ökonomie und individuellem Alltag in den Mittelpunkt stellt.

Meine Forschungsschwerpunkte liegen vor allem in drei Bereichen:

  • Der Gesellschafts- und Kulturgeschichte der Ökonomie, insbesondere in Bezug auf die sozialen und moralischen Zuschreibungen im Bereich von Konsum, Handel und Produktion.
  • Der Biographieforschung und individuellen Erfahrungsgeschichte, insbesondere in Bezug auf die Erfahrung und biographische Sinngebung der europäischen Gewalt- und Diktaturgeschichte des 20. Jahrhunderts.
  • Der Geschichte von Demokratie und zivilgesellschaftlicher Partizipation, insbesondere in Bezug auf die zeitliche Strukturierung parlamentarischer Entscheidungen sowie zivilgesellschaftliche Formen von Partizipation und Protest.


Laufende Forschungsprojekte


Forschungsgruppe „Die ‚Zeit‘ der Demokratie“:
Seit April 2024 bin ich Leiter der von der Gerda-Henkel-Stiftung geförderten Forschungsgruppe „Die ‚Zeit‘ der Demokratie. Zeitstrukturen und temporale Diskurse in der parlamentarischen Praxis in Deutschland und Frankreich nach 1945“. Die Forschungsgruppe untersucht in drei Teilprojekten die Bedeutung von Zeit als strukturierendem Merkmal parlamentarischer Strukturen und Entscheidungen. Genauere Informationen zu der Forschungsgruppe über den folgenden Link

Buchprojekt: „Zukünftige Generationen:
Die Rede von „zukünftigen Generationen“ ist eine der prominentesten politischen Pathosformeln der Gegenwart – im Kontext der Klimakrise genauso wie in Debatten über Bildungspolitik, Rentenreformen oder die Schuldenbremse.
Das Forschungsprojekt analysiert diese Bezugnahme auf „zukünftige Generationen“ von der Zeit des späten 18./frühen 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart – von der Philosophie der Aufklärung, wo „kommende Geschlechter“ als Träger des zeitgenössischen Fortschrittsoptimismus fungierten über die Utopien und Dystopien demographischen und eugenischen Denkens im 19. und frühen 20. Jahrhunderts bis zum Aufstieg von Zukunftsethik und Generationengerechtigkeit in der politischen Philosophie seit den 1970er Jahren.
Für erste Veröffentlichungen aus dem Kontext dieses Forschungsfeldes siehe meine Aufsätze in „History and Theory“ und „Aus Politik und Zeitgeschichte“.

Forschungsvorhaben: „Konflikte der Nachhaltigkeit“:
In meinen aktuellen Forschungen, die zum Teil Aspekte meiner Habilitation fortsetzen, beschäftige ich mich darüber hinaus mit einer Konfliktgeschichte der Nachhaltigkeit seit dem 19. Jahrhundert. Im Zentrum steht keine Begriffsgeschichte, sondern eine Historisierung von Konflikten und Problemfeldern, die ab dem 19. Jahrhundert über den Zukunftsbezug politischen Handels geführt wurden und als „Verzeitlichung politischer Verantwortung“ gefasst werden können.
Als erste Veröffentlichung aus diesem Forschungsfeld erscheint demnächst ein Forschungsbericht zur Geschichte der Nachhaltigkeit im „Archiv für Sozialgeschichte“. Ein Artikel für die Sektion „Viewpoints“ in der Zeitschrift „Past and Present“ ist aktuell in Vorbereitung.


Abgeschlossene Forschungsprojekte


In meiner Dissertation habe ich mich mit den unterschiedlichen Generationserzählungen über die Zeit des Nationalsozialismus in den beiden deutschen Nachkriegsgesellschaften auseinandergesetzt, wofür ich vor allem Tagebücher und andere Selbstzeugnisse als Quelle verwendet habe. Die Arbeit ist unter dem Titel „Erfahrungsbruch und Generationsbehauptung. Die Kriegsjugendgeneration in den beiden deutschen Nachkriegsgesellschaften“ bei Wallstein erschienen.

In meiner Habilitation habe ich an den Beispielen Großbritannien und Deutschland die Entstehung „moralischer“ Konsumpraktiken und politisch motivierter Boykottkampagnen analysiert. Im Zentrum steht die Analyse eines neues Verhältnisses zwischen Konsum, Moral und politischem Protest seit den späten 1950er Jahren. Das Buch erscheint im August 2024 bei Wallstein unter dem Titel „Die Erfindung des moralischen Konsumenten. Globale Produkte und zivilgesellschaftliches Engagement seit den 1950er Jahren“.

Von 2018 bis 2022 war ich Leiter des DFG-Wissenschaftlichen Netzwerks „Ökonomie und Moral. Normativität und Wirtschaftshandeln im 20. Jahrhundert“. In dem Netzwerk haben wir in interdisziplinärer Perspektive das Verhältnis von Ökonomie und Moral sowie theoretisch-methodische Ansätze einer „Kulturgeschichte der Ökonomie“ diskutiert und weiterentwickelt. Hieraus ist u.a. das Buch „Ökonomie und Moral im langen 20. Jahrhundert. Eine Anthologie“ hervorgegangen, das ich gemeinsam mit Jürgen Finger herausgegeben habe.