Forum I: Humanitäre Interventionen / Neue Kriege
ReferentInnen:
- Martin Glasenapp, medico international e.V., Frankfurt/Main
- Prof. Dr. Andrea Nachtigall, Ernst-Abbe-Hochschule Jena
- Dr. Léonie Newhouse, MPI - MMG, Max-Planck-Institut zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesellschaften, Göttingen
Dr. Svenja Gertheiss (Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung Frankfurt am Main) eröffnete das Forum durch eine kurze Einführung in "Neue Kriege" und "Humanitäre Interventionen". Sie wies darauf hin, dass neue Herausforderungen aus den aktuellen Geschehnissen erwachsen. Diesen Herausforderungen widmeten sich die Referierenden aus unterschiedlichen Perspektiven.
Martin Glasenapp konnte aufgrund seiner Tätigkeit bei Medico international e.V. und Aufenthalten in Syrien die wissenschaftlichen Argumente der anderen Vortragenden um persönliche und berufliche Erfahrungen ergänzen.
Seine eindrucksvollen Schilderungen der Geschehnisse endeten mit dem Gedanken, dass humanitäre Hilfe nicht neutral sein kann. Vor diesem Hintergrund gab er fünf konkrete Denkanstöße, wie mit der Situation in Syrien umgegangen werden könnte. Hierbei lag sein Hauptaugenmerk darauf, dass Friedensgespräche und eine Kriegspause nötig seien.
Im Gegensatz zu Glasenapp bezog sich Prof. Dr. Andrea Nachtigall (Ernst-Abbe-Hochschule Jena, Diplom in Erziehungswissenschaften) nicht auf konkrete Länder, sondern, wie sie selber sagte, auf Bilder in Medien, die in Europa kursieren und neo-kolonialistische Denkmuster reproduzieren. Gegenstand ihrer Analyse war die Instrumentalisierung der Schutzbedürftigkeit von Frauen und Kindern um humanitäre Interventionen zu legitimieren. Anhand von drei historischen Beispielen ging sie auf das Konzept des "embedded Feminism" ein und gab weiterhin Denkanstöße, wie die Frage "wer beruft sich wie und mit welcher Funktion auf die Frauenrechte?".
Dr. Leonie Newhouse (MPI-MMG im 'New Diversities in Africa' research cluster) knüpfte an die Diskussion an, indem auch sie sich noch einmal auf neo-koloniale Denkmuster bezog. Ihr zufolge müssen humanitäre Interventionen unter anderem als "ethical obligations towards others we do not see as equal" gedacht werden.
In einer anschließenden Diskussion standen die Zuhörer mit den ReferentInnen im Dialog, was eine Vertiefung einiger Aspekte der vorangegangenen Vorträge ermöglichte und weitere Perspektiven auf das Thema eröffnete.
(Text: Nina Rybarczyk, Katharina Drüke, Avena Fendel, Irina Herb, Janine Oelkers)