Verbreitung der Gattung Aesculus
Es gibt 13 Arten der Gattung Aesculus, die heute mit fünf Arten in Indien und Ostasien, sieben Arten in Nordamerika und einer Art, der Rosskastanie, in Südost-Europa vertreten sind (Roloff u. Bärtels 2008). Ursprünglich war die Rosskastanie einmal in ganz Europa und Südwestasien verbreitet. Im Verlauf der Geschichte des europäischen Kontinents führten Klimaschwankungen des Spättertiärs und der pleistozänen Kaltzeiten dazu, dass die Art Aesculus hippocastanum in Refugialgebiete abgedrängt wurde (Kadereit 2008). Diese Rückzugsgebiete liegen im heutigen Griechenland, Albanien und Mazedonien (Alexandrov 1996)(vgl. Abb. 01).
Abb. 01: Refugialgebiete; Griechenland, Mazedonien und Albanien (1:5.000.000), (Alexander Schulatlas 1993, 2 Aufl., Klett-Perthes Verlag, Gotha und Stuttgart)
Wiederansiedlung in Mitteleuropa
Der Transport zurück aus den eiszeitlichen Rückzugsgebieten nach Mitteleuropa geschah durch den Menschen. Der Botaniker Carolus Clusius sammelte 1574 bis 1576 für Kaiser Maximilian II. von Österreich Pflanzen und Samen, um einen medizinischen Garten in Wien anzulegen (Hortobágyi 1973). Die Rosskastaniensamen bekam er dafür aus Konstantinopel, dem heutigen Istanbul (Eiselt u. Schröder 1977). Clusius brachte nicht nur die Rosskastanie nach Mitteleuropa, sondern auch die Tulpe (Tulipa) und die Kartoffel (Solanum)(Hortobágyi 1973).
Im Zuge der barocken Gartenkunst, insbesondere unter dem Einfluss des absolutistischen Frankreichs, ließen viele Fürsten in ihren Schlossgärten Rosskastanienalleen pflanzen. Auf Schloss Moritzburg bei Dresden wurden Kastanien angepflanzt. Ebenso ließ Friedrich II. von Preußen im Jahr 1746 auf Sanssouci Kastanien pflanzen (Herzog 2005). Auch heute noch stehen in historischen Gärten Rosskastanienalleen, wobei es sich allerdings häufig um Nachpflanzungen handelt. Zu den 500 ältesten Bäumen in Deutschland zählen Ullrich et al. (2008) einige alte Rosskastanien, wie die ca. 240-300 Jahre alte Kastanie am Haus Ruhr, einem ehemaligen Wasserschloss im Kreis Unna in Nordrheinwestfalen. Als Zierbaum wird die Rosskastanie heute häufig in Baumschulen kultiviert.