Inhaltsstoffe



Inhaltsstoffe der Rosskastanie


Zu den Inhaltsstoffen der Rosskastanie gehören „Aesculin (hauptsächlich in der Rinde), Aescin, Saponine, Flavone, Stärke (Frucht), Gerb- und Bitterstoffe, Harz, Öl, Phytosterin, Fraxin u.ä.“ (Hengel 1987). Die Hauptwirkstoffe sind das „Aesculinsaponin, Aesculin (Cumaringlycosid) und Aescin“ (Strassmann 2006). Aescin ist eine Mischung aus über 30 Rosskastaniensaponinen (Frohne u. Pfänder 2004). Die Nebenwirkstoffe sind „Fraxin, Gerbstoffe, Zucker, fettes Öl, Flavonoide, Eiweiss und Phytosterin“ (Strassmann 2006). Damit gehören diese Inhaltsstoffe zur Wirkstoffgruppe der Glycosiddrogen (Saponinglycoside) (Strassmann 2006).



Inhaltsstoffe der Rosskastaniensamen


Angaben über die Zusammensetzung der Samen schwanken in der Literatur. Nach Alexa (1956; zitiert nach Overlach 1960) bestehen sie aus: „10-12 % Wasser, 7-8 % Öl, 26-28 % Saponin, 8-10 % Protein, 37-38 % Stärke, 3 % Zellulose und 3 % Asche“.
Die Samen gelten für den Menschen als ungenießbar und giftig (Frohne u. Pfänder 2004). Als toxische Inhaltsstoffe nennen Frohne und Pfänder (2004) Saponine und die Mischungen aus mehreren Saponinen (Aescin). Dieses Aescin und Extrakte der Rosskastanie werden aber auch arzneilich wegen ihrer kapillarabdichtenden und gewebsentwässernden Wirkung genutzt. Frohne u. Pfänder (2004) nennen auch Beispiele von Vergiftungsfällen beim Menschen, verursacht durch das Essen der Samen.
Bei Tieren ist es anders: wegen des hohen Stärkegehaltes verwendet man Kastanien gerne als Futter für Wild. Damwild frisst beispielweise sehr gerne Kastanien.


Anwendungen in Medizin und Heilkunde


Im medizinischen und heilkundlichen Bereich werden die Rinde, die Blüten, die Blätter und vor allem der Rosskastaniensamen verwendet.

Die Heilwirkung einer Tinktur aus Samen wurde 1896 durch einen französischen Arzt bekannt (Pahlow 1989). Dieser hatte nach dem Vorbild der Volksmedizin eine Tinktur angewandt, die gegen Hämorrhoiden wirkte. Aus dieser Entdeckung der Behandlungsmöglichkeit von Hämorrhoiden resultieren die Erkenntnisse über die Wirksamkeit auf das Gefäßsystem und die Venen (Pahlow 1989).
Hauptsächlich werden Extrakte aus dem Samen (aber auch aus Blüten, Blättern und Rinde) der Rosskastanie als Fertigarzneimittel vertrieben (Frohne 1994). Diese Extrakte werden in vielen Wirkungsbereichen eingesetzt. Sie dienen unter anderem der Behandlung von venösen Stauungen (Krampfadern, Hämorrhoiden, Unterschenkelgeschwüren, Gerinnselbildung und Entzündung von Oberflächenvenen), Pressluftschäden und starken Regelschmerzen (Frohne 1994).

Zubereitet werden die Heilmittel als Rindentees oder als Tinkturen. Strassmann (2006) weißt auf eine heilkundliche Wirkung durch die innerliche Anwendung bei Krampfadern, Fettleibigkeit und Durchfall hin. Äußerlich helfe die Anwendung bei Warzen, Krampfadern und zum Schutz bei Sonneneinstrahlung.
In der Homöopathie werden Mittel aus geschälten Früchten gegen Katarrhe im Nasen- und Rachenraum sowie bei Hämorrhoiden und Unterschenkelgeschwüren verwendet (Pahlow 1989).
Die Verwendung von Präparaten aus der Rinde und den Blättern der Rosskastanie ist umstritten, in der Apotheken Umschau „Heilpflanzen“ wird von Rotherbl (2011) davon abgeraten diese zu verwenden.
Zusammengefasst decken die Wirkstoffe, die aus der Rosskastanie und vor allem aus ihrem Samen gewonnen werden, ein breites Spektrum an Behandlungsmöglichkeiten und Mitteln ab. Die Rosskastanie wurde vom „Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde“ der Universität Würzburg zur Arzneipflanze des Jahres 2008 bestimmt (Emmerich 2007).