Räume für orale Kultur: Geschichtenerzählen und narrative Praxis in Westafrika

Zusammen mit dem Goethe-Institut Burkina Faso

Orale Kultur umfasst insbesondere Traditionen, Orte und Momente des Geschichtenerzählens und ist damit wesentlicher Bestandteil der Weitergabe von Wissen, Werten und von Identitäten. Welche Rolle spielt orale Kultur im Kontext der Globalisierung? Wie verändert sie sich unter diesem Einfluss, und wie geht sie mit der Dynamik von sozialen und politischen Transformationsprozessen um? Burkina Faso erlebt seit zwanzig Jahren einen enormen politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel, der insbesondere auch eine Zunahme von Unsicherheit und Gewalt mit sich bringt. Viele Regionen des Landes sind heute aufgrund der Aktivitäten gewaltbereiter islamistischer Kräfte nur noch schwer zugänglich. Zeitgleich wächst in den Ballungszentren eine neue Generation heran, die sich im internationalen Austausch befindet, die digitale Medien nutzt und am Wandel der globalisierten Welt teilhat. Für das Erleben und die Weitergabe oraler Traditionen und von lokalem Wissen bleibt hier oftmals kein Raum mehr.
Es finden sich kaum noch klassische Orte und Momente der Weitergabe oraler Tradition – zum einen, weil Orte des Austausches wegbrechen, zum anderen, weil, wenn es diese Orte gibt, nur ein sehr geringer Teil der Bevölkerung teilhaben kann.
Dies liegt auch daran, dass kaum Wissen darüber besteht, wie orale Tradition in innovativen Formaten präserviert und wiedergegeben werden kann. Das Goethe-Institut Burkina Faso arbeitet seit vielen Jahren mit Erzählerinnen und Erzählern von Geschichten zusammen und unterstützt lokale Initiativen. Mit dem Projekt möchte es nun eine nachhaltige und digitalisierte Präservation und neue Räume des Erlebens oraler Kultur schaffen.
Dazu entwickelt das Projekt verschiedene digitale und analoge Austauschformen sowie Aufnahme- und Wiedergabeformate, die oraler Kultur an verschiedenen Orten sichtbar, hörbar und erlebbar machen sollen. Ein wichtiges Anliegen des Vorhabens ist es dabei, ein differenziertes Afrikabild, sowie ein diversifiziertes Bild oraler Tradition, Kultur und Gesellschaft in Westafrika zu transportieren.
Die Inhalte der Ausstellung werden in Burkina Faso erstellt und umfassen Videoformate auf VR-Brillen, Audioaufzeichnungen, eine Fotoausstellung und Soundinstallationen. Sie werden zunächst im Musée de la Musique in Ouagadougou präsentiert und sollen anschließend für zwei Monate im Forum Wissen in Göttingen zu sehen sein.
Grundsätzlich gilt für das Projekt, dass seine Inhalte und Produkte von den Partnern vor Ort konzipiert und erstellt werden. Studierende aus Göttingen habe die Möglichkeit, sich über Praktika oder Studienprojekte in den dynamischen und dialogischen Arbeitsprozess einzubringen.

Team:
Mahamoudou Nacanabo (Projektkoordinator)
Martin Pockrandt (Leiter des Goethe-Instituts Burkina Faso)

Studierende:
Fabrice Lontke
Daniel Maierle
Tabea Popp
Katina Waidele

Laufzeit:
2023-2024