Krankheiten und Schädlinge



Die Lärche verfügt über ein gutes Regenerationsvermögen, das ihr beispielsweise ermöglicht, Nadelverluste durch einen zweiten Nadelaustrieb auszugleichen. Allerdings treten vor allem bei der Pflanzung außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes abiotische und biotische Schädigungen auf.


Bedrohungen in der Jugend


Die Keimlinge der Lärche benötigen ein gleichmäßiges Feuchtigkeitsangebot, in einer übermäßig feuchten Umgebung ist jedoch das Risiko von Pilzinfektionen erhöht. Eine dieser Infektionskrankheiten ist die sogenannte Umfallkrankheit. Diese wird durch den Pilz Rhizoctonia solani verursacht. Es handelt sich um einen in den Wurzelzellen lebenden Parasiten. Symptome dieses Pilzes sind dunkle Einschnürungen am Trieb, die zum Absterben („Umfallen“) der Pflanze führen.

Eine weitere Pilzinfektion, die in der Jugend der Lärche auftreten kann, ist die Grauschimmelfäule (Abb. 10). Erreger ist hier Botryotinia fuckeliana, ein häufiger Saprophyt (Parasit, welcher sich von abgestoßenem Wirtsgewebe ernährt) an toten, krautigen Pflanzen und Gehölzen. Jedoch kann er bei Vorschädigungen (z.B. durch Frost) und feucht-kühler Witterung auch als Parasit an jungem Pflanzengewebe (Keimlinge, Knospen, Triebspitzen) auftreten. Die Symptome ähneln Spätfrostschäden: herabhängende Triebspitzen und braungelbe Nadeln. Im Unterschied zu Frostschäden sterben bei Grauschimmelfäulebefall aber nur einzelne Triebe.


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Abb. 10: Grauschimmelfäule an Lärchentrieb (www.fw.tum.de)


Der Pilz Mycosphaerella laricina kann die Lärchenschütte (Abb. 11) auslösen: hierbei bekommen die Nadeln kleine, braune Flecke und fallen im Sommer zu Boden. Sofern diese Erkrankung mehrjährig auftritt, muss mit Vitalitäts- und Wachstumseinbußen des entsprechenden Individuums gerechnet werden.


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Abb. 11: durch den Pilz Mycosphaerella laricina infizierte Lärchennadeln (www.bfw.ac.at)


Jung- und Altlärchen können vom Lärchenkrebs befallen werden. Für junge oder bereits geschwächte Bäume kann dieser auch tödlich sein. Der Erreger ist der Pilz Lachnellula willkommii, ein Wundparasit, der krebsartige Anschwellungen an Stämmen und Ästen sowie ein Absterben von Teilen des Kambiums (Wachstumsschicht zwischen Splint und Rinde) bewirkt. Kleinere Schäden durch den Lärchenkrebs werden von älteren Bäumen schnell verharzt. Sollte die Schädigung ganze Triebe erfassen, können diese absterben. Am Stamm und größeren Ästen dagegen können offene Wunden oder stellenweise Einsenkungen entstehen, die durch einen ständigen Wechsel von Angriffen des Pilzes und Abwehr des Baumes zu Krebsgeschwüren beachtlicher Größe wachsen können (Abb. 12). Diese führen zu einer erheblichen Wertminderung des Holzes.


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Abb. 12: : durch den Lärchenkrebs verursachtes Geschwür (www.stihl.de)


Doch nicht nur Pilzinfektionen können Junglärchen schädigen, auch tierische Angriffe beeinträchtigen die Bäume oftmals stark. Larven der Lärchen-Blattwespen, wie zum Beispiel Pristiphora laricis (Kleine Lärchenblattwespe) oder Pristiphora erichsonii (Große Lärchenblattwespe) richten durch Nadelfraß erhebliche Schäden an. So sind Totfraßschäden in Lärchenaufforstungen in Schleswig-Holstein bekannt (SCHWERDTFEGER 1981).

In jungen Lärchenkulturen können Mäuse durch das Benagen der Wurzelhälse starke örtliche Ausfälle hervorrufen. Der Verbiss durch Wild konzentriert sich an Lärchen besonders auf die Maitriebe, wird aber, wie der Schaden durch das Schälen, als schwach bis mäßig angesehen (PRIEN 1997). Dagegen können Fegen und Schlagen von Rehbock und Hirsch erheblich größere, teilweise irreparable Schäden verursachen.


Bedrohungen im Alter


An Altbäumen kann das Lärchen-Wipfelsterben auftreten. Hierbei handelt es sich um einen Befall durch die Jung-Käfer und Imagines des Lärchenblasenfußes (Thaeniothrips laricivorus), die an jungen Langtrieben und deren Nadeln saugen. Folgen sind die Verfärbung und Verformung der Triebe und Nadeln sowie ein frühzeitiger Nadelfall und ein Absterben der Triebspitzen, wodurch bei anhaltendem Befall das Höhenwachstum behindert und die Krone verbuscht wird. Zudem können Stammbiegungen auftreten und die Lärchen von ihren Mischbaumarten überwachsen werden.

In den Alpen treten großflächige Fraßschäden vor allem durch den Grauen Lärchenwickler (Zeiraphera griseana) auf. Hierbei kann es nicht selten zu völligem Kahlfraß kommen. Nach starkem Fraß ist in jedem Fall mit Zuwachsverlusten zu rechnen. Auf dem Höhepunkt des Fraßes können diese Zuwachsdepressionen jährlich 15 - 50 % betragen (ALTENKIRCH, MAJUNKE, OHNESORGE 2002). Durch anhaltenden Nadelfraß und eine damit verbundene Einschränkung des Höhenwachstums kann es auch hier zu einem Überwachsen durch Mischbaumarten kommen.

Ebenfalls Fraßschäden an Lärchenaltbäumen verursachen die Lärchenminiermotte (Coleophora laricella), die Gespinstblattwespe (Cephalcia lariciphila) und die Nonne (Lymantria monacha). Schadbilder der Miniermotte sind hierbei in erster Linie hellbraune bis weiße Nadelspitzen im Kronenbereich (Abb. 13), die durch Larvenfraß hervorgerufen werden. Die Larven und Imagines der Gespinstblattwespe fressen an Nadeln und Trieben und die jungen Raupen der Nonne bevorzugen frisch ausgetriebene Nadeln als Nahrung. Die Weibchen nutzen die Rinde zur Eiablage.


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Abb. 13: Schadbild der Lärchenminiermotte (bfw.ac.at)


Nach Nadelfraß oder abiotischen Schädigungen besteht das Risiko eines Folgeschadens durch Bock- und Borkenkäfer. Hierbei sind vor allem der Große Lärchenborkenkäfer (Ips cembrae) und der Lärchenbock (Tetropium gabrieli) zu nennen. Der Große Lärchenborkenkäfer richtet besonders außerhalb des natürlichen Verbreitungsgebietes der Lärche Schaden an. Die Folgen seines Fraßes sind Kronenverfärbungen, Triebabbrüche und starker Harzfluss am Stamm. In frisch durchforsteten Beständen kann es zu Massenvermehrungen kommen. Der Lärchenbock bevorzugt geschwächte Altlärchen. Schadbilder sind schüttere Kronen und ein starker Harzfluss und Bohrmehlaustritt am Stamm, auch das Absterben des Baumes ist möglich.

Eine Reihe von Erregerpilzen rufen stark schädigende Wurzel- und Stammfäulen hervor. Diese Pilze sind: Wurzelschwamm, Hallimasch, Blutender Schichtpilz (Weißfäule) und Kiefern-Braunporling (Braunfäule).


Abiotische Gefahren


Lärchen als Pionierbaumarten erweisen sich in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet als resistent gegen abiotische Schädigungen. So sind sie relativ schlecht entzündbar und entwickeln nur eine geringe Wärme bei einem Brand. Dadurch ist es ihnen möglich, Bodenfeuer gut zu überstehen.

Ihre hohe Biegsamkeit hilft ihnen, sich gegen mechanische Belastungen zur Wehr zu setzen. Daher kommt es fast ausschließlich auf ungünstigen Standorten (beispielsweise Gebirgshängen) zu Verkrümmungen (sogenannter Säbelwuchs) durch Schneedruck oder Wind.

Außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes sind Lärchen empfindlich gegenüber Frühfrost und Spätfrost. Der Grund hierfür ist, dass sie in Tallagen bis in den Herbst hinein treiben und der Vegetationsbeginn verfrüht ist. In den natürlichen Provenienzen erweist sich die Lärche als frosthart.

Die Lärche ist eine wenig anspruchsvolle Baumart, daher genügt ihr das Nährstoffangebot vieler Standorte. Mangelerscheinungen werden durch Trieb- und Nadelverfärbungen angezeigt. Bekannt ist hierbei eine Kalkchlorose auf Kalkstandorten. Eine Chlorose ist eine Mangelerscheinung, die durch Chlorophyllarmut bedingt wird. Die Ursachen können sein: der Mangel an Mineralstoffen, das Altern der Pflanze, Herbizidvergiftungen, abiotische Faktoren (Säurebelastung, Überstrahlung, Wassermangel) oder Temperaturschwankungen.

Empfindlich reagiert die Lärche vor allem auf starke Rauchbelastungen. Als Folge verfärben sich die Nadeln gelb und es können verbrennungsartige Nadelschädigungen auftreten. Außerdem kann das Nadelgewebe absterben (Nadel-Nekrose).