Die Vogelkirsche, auch Wild- oder Waldkirsche genannt, ist die Stammart unserer kultivierten Süßkirsche (Grosser, Teetz, 1988).
Anhand fossiler und prähistorischer Funde von Steinkernen in neolithischen und bronzezeitlichen Siedlungen, wie zum Beispiel Pfahlbautendörfer am Alpennordrand, konnte festgestellt werden, dass die Vogelkirsche in Mitteleuropa immer heimisch war.
Kultursorten waren allerdings vor der Römerzeit nur in Kleinasien bekannt. Schon im 4. Jahrhundert v. Chr. hatten die Griechen verschiedene kultivierte Süßkirschen. In Rom war zu dieser Zeit nur die Wildform bekannt (Godet, 1987).
Die antike Kolonialstadt Kerasos, die heute den Namen Giresun trägt und in der Türkei an der kleinasiatischen Pontoküste am Schwarzen Meer liegt, gab dem Kirschbaum seinen Namen (www.masstisch.de).
Sie war ein bedeutendes Zentrum der Kirschbaumkultur. Nach ihrer Zerstörung brachte der römische Feldherr Lucullus im Jahre 74 v. Chr. die ersten Früchte des veredelten Baumes nach Rom. Von dort aus brachten die Römer veredelte Kirschen nicht nur über die Alpen, wie Steinfunde in zahlreichen römischen Siedlungen belegen, sondern um 50 n. Chr. auch nach Britannien (Godet, 1987). Dort verwilderten sie teilweise in den Wäldern, so dass aus den bei uns heimischen Vogelkirschen auch die verwilderten Süßkirschen Vogelkirschen genannt werden (Laudert, 2000).
Botanisch gehört die Vogelkirsche zu der Familie der Rosengewächse (Rosaceaen).
Der wissenschaftliche Artname „Prunus avium“ geht auf die Vorliebe der Vögel (lat.: Avis) zurück. Die Früchte dienen als Anreiz und Belohnung für die mit dem Verzehr verbundene Verbreitung des Samens. Dieser ist im Inneren des harten Steinkerns und enthält Amygdalin. Getrennt davon befindet sich ein Enzym, welches beim Zusammentreffen mit Amygdalin giftige Blausäure abspaltet. Erst beim Zerkauen wird das Gift freigesetzt (www.baumkunde.de).