Diplomatischer Apparat
Diplomatischer Apparat der Georg-August-Universität Göttingen
Der Diplomatische Apparat (Apparatus diplomaticus) ist eine wissenschaftliche Einrichtung der Philosophischen Fakultät. Er umfasst eine beispiellose Sammlung von weit mehr als Tausend Schriftzeugnissen aus Spätantike, Mittelalter und Früher Neuzeit, abgefasst in verschiedensten, insbesondere alten und außereuropäischen Sprachen (u.a. Latein, Mitteldeutsch, Altgriechisch, Hebräisch, Arabisch, Persisch, Türkisch, Tamilisch, Singhalesisch). Schon in der Gründerzeit der Universität, existierte ein didaktisch ausgerichtetes „Diplomatisches Cabinet“, das seit 1759 der Diplomatik, der Lehre zur Erschließung und Erforschung von Urkunden, diente, aber auch Handschriften, Siegel und Kupferstich-Reproduktionen barg. Noch im heutigen, 1802 angelegten Apparat bilden Papst-, Kaiser-, Königs- sowie geistliche, dynastische, städtische und bürgerliche Privaturkunden den Grundbestand.
Bedeutende Entdeckung im Diplomatischen Apparat
Forschende der Niedersächsischen Akademie der Wissenschaften zu Göttingen haben überraschende Erkenntnisse zu einem Fragment zu Tage gefördert, das sich unter den Beständen des Diplomatischen Apparats befindet. Es ist ihnen gelungen, die beiden auf einem Textilgewebe aufkaschierten Papyrusstücke mit der Signatur App. dipl. 8 E als Teil einer päpstlichen Urkunde zu identifizieren. Es handelt sich dabei um den Schlussteil der einzigen päpstlichen Papyrusurkunde, die sich nördlich der Alpen erhalten hat. Der Hauptteil der Urkunde befindet sich im Landesarchiv NRW in Münster. Ausgestellt wurde die Urkunde im Jahr 891 von Papst Stephan V. für das Kanonissenstift Neuenheerse bei Paderborn. Wie die Niedersächsische Akademie der Wissenschaften zu Göttingen berichtet, beinhaltet das Göttinger Fragment griechische Schriftzüge, was in dieser Form einzigartig ist.
Die Göttinger Forschung hat herausgefunden, dass die Papyrusurkunde im Jahr 1812 aus einer säkularisierten Kirche nach Göttingen gelangte. Veranlasst wurde diese Überführung vom damaligen Akademiemitglied und Leiter des Diplomatischen Apparats Prof. Thomas Christian Tychsen.
Vom 21. September 2024 bis zum Jahresende werden das Göttinger Fragment und der aus Münster stammende Hauptteil der Urkunde in der Ausstellung „Corvey und das Erbe der Antike“ im Paderborner Diözesanmuseum zu sehen sein. Die Ausstellung beinhaltet neben der Papyrusurkunde noch rund 120 weiteren Leihgaben aus europäischen Museen, Bibliotheken und Archiven, die von Einblicken in die Forschungsarbeit untermalt werden.
Eine Übersicht über das bisherige Presseecho zu dieser bedeutenden Entdeckung finden Sie hier: