Biologie
Wie der Bergahorn ist der Spitzahorn ein sommergrüner Laubbaum, seine Krone geht unten eher in die Breite als die des Bergahorns. Sie ist meist länglich-eiförmig oder rund, dicht belaubt und am oberen Ende oft leicht zugespitzt.
Der Spitzahorn erhebt sich normalerweise bis 20, manchmal auch bis zu 30 Meter über den Boden. Die Rinde der jungen Spitzahorntriebe ist auffallend rötlich und glatt, verändert sich später aber zu einer feinen, längsrissigen, grauen oder dunkelgrauen Netzborke, die im Gegensatz zu der des Bergahorns nicht abblättert [Roloff 1997].
Der Spitzahorn bildet keine wirkliche Pfahlwurzel aus, meist gehen vom Wurzelhals mehrere, gut verzweigte Seitenwurzeln ab. Sie bilden ein tiefgehendes, aber kompaktes Herzwurzelsystem. Allerdings kann sich auf sehr guten Standorten eine besonders tiefgehende Hauptwurzel ausbilden, die dann auch die tieferen Bodenschichten erschließt. Der Boden ist somit gleichmäßig und tief durchwurzelt. Dies verleiht dem Baum eine beachtliche Standfestigkeit, sogar auf flachgründigen Standorten. Spitzahorn ist damit gut dafür geeignet stark verdichtete Böden zu erschließen [Roloff 1997].
Die Knospen des Spitzahorns sind eiförmig, glänzend rotbraun und kahl. Die Endknospen sind 7 - 9 cm lang und 5 - 7 cm breit, während die Seitenknospen wesentlich kleiner sind und dem Trieb anliegen. Das oberste Seitenknospenpaar ist nur rudimentär vorhanden und an die Endknospe angedrückt.
Abb. 2: Knospe des Spitzahorns
Wie die anderen Ahornarten ist auch der Spitzahorn monopodial verzweigt (s. Bergahorn). Wenn der Baum ein fortpflanzungsfähiges Alter erreicht, gehen die Terminalknospen in Blüten auf und die Seitenknospen setzen das Wachstum sympodial fort.
Die Blätter des Spitzahorns sind gegenständig und bestehen aus einem 5 - 15 cm langen, gelblich-grünen Stiel und einer 12 - 20 cm langen und 9 - 18 cm breiten Spreite. Diese ist dunkelgrün, auf der Unterseite etwas heller. Nur die Blattbasis und die Nervenwinkel auf der Unterseite sind leicht behaart, sonst ist das Blatt glatt [Roloff 1997].
Es ist in drei bzw. sieben Lappen aufgeteilt, die buchtig gezähnt sind und in langen Spitzen auslaufen, denen der Spitzahorn seinen Namen verdankt. Die Blattform kann sehr stark variieren je nachdem, an welcher Stelle des Baumes sich das jeweilige Blatt befindet. Die Blätter erscheinen Ende April bis Anfang Mai. Die Blattstiele enthalten ebenso wie junge Zweige und Blattnerven einen Milchsaft, der beim Bergahorn fehlt [Roloff 1997].
Spitzahorn wird im Bestand mit ca. 25 - 40 Jahren geschlechtsreif, während er im Freistand schon mit 15 Jahren mannbar werden kann [Hoffmann 1960]. Der Termin der Blüte liegt bei Spitzahorn meist im April und kann sich bis in den Mai hineinziehen. Die Blüten erscheinen fast immer vor den Blättern, nur selten mit dem Blattaustrieb, und sind deshalb im Frühjahr mit ihrer grünlich-gelb leuchtenden Farbe sehr auffällig. Sie sind meist scheinzwittrig oder, seltener, zweihäusig und haben die Form von Doldentrauben (Corymben). Die einzelne Blüte hat fünf Kelch- und Blütenblätter und sieht ähnlich aus wie die Blüte des Bergahorns (s. dort) [Hoffmann 1960]. Durch den frühen Blühtermin sind die Blüten des Spitzahorns eine wichtige und gut besuchte Bienenweide, jedoch ist die Menge des Nektars und dessen Zuckergehalt geringer als beim Bergahorn. Die Bienen sind damit auch die häufigsten Blütenbestäuber. Nach der Befruchtung schließt sich die Blüttenhülle wieder, um die sich entwickelnde Frucht zu schützen [Roloff 1997].
Die Frucht hat die für Ahorne typische Form: eine bis zu 5 cm lange, geflügelte Spaltfrucht. Im Vergleich zum Bergahorn ist sie flacher und breiter. Die beiden Flügel bilden einen stumpfen Winkel. Im Unterschied dazu bilden die Flügel der Früchte des Bergahorn einen spitzen Winkel und die des Feldahorn stehen waagrecht zueinander [Roloff 1997].
Die Früchte reifen im Herbst und werden dann vom Wind verbreitet. Die Fruktifikation geschieht jedes Jahr und ist meist reichlich. Der Spitzahorn wird nur ca. 180 Jahre alt und erreicht eine Stammdicke von über einem Meter [Roloff 1997].
Ökologie
Der Spitzahorn ist im Wald eine eher seltenere Baumart, was an ihrem begrenzten Höhenwachstum und dem hohen Lichtbedarf liegen mag. Man findet ihn in Buchen- und Laubmischwäldern, vor allem in Linden-Ahorn- und Eschen-Ahorn-Wäldern.
Seltener findet man ihn in Braunmull-Buchenwäldern, Kalkbuchenwäldern und Trockenhang-Buchenwäldern. Mit seiner im Vergleich zu anderen Baumarten geringeren Höhe ist der Spitzahorn so gut wie nie vorherrschend. Seine Konkurrenzfähigkeit ist in der Gesamtheit eher als mittelmäßig einzustufen. Auf den instabilen Hanglagen ist der Linden-Ahorn-Mischtyp als Schutzwald geschätzt [Roloff 1997].