Werk | Prozesse.
Italienische Handzeichnungen des 15. bis 18. Jahrhunderts in der Kunstsammlung der Universität Göttingen
16. April bis 20. August 2023
Im Italien des 15. Jahrhunderts liegt der Beginn der autonomen Handzeichnung als künstlerische Aufgabe. Aus Musterbüchern, die als Vorlagen dienten, entwickelte sich die Handzeichnung zur anspruchsvollen Form des künstlerischen Arbeitens. Sie wurde im Werkprozess mit vielerlei Funktionen belegt, aber auch durch die Kunsttheorie nobilitiert. So verlieh ihr Giorgio Vasari 1568 mit der Definition des Begriffs Disegno eine zentrale Funktion bei der Schöpfung des Kunstwerks. In der Zeichnung, dem Disegno, verbinden sich Handwerk und intellektuelle Tätigkeit.
1770 erhielt die Universität Göttingen die Sammlung des Frankfurter Patriziers Johann Friedrich von Uffenbach mit einem Bestand von mehr als 1000 Zeichnungen Alter Meister. Unter diesen befinden sich auch etwa 100 italienische Blätter des 15. bis 18. Jahrhunderts mit so berühmten Namen wie Sandro Botticelli, Rosso Fiorentino und Luca Cambiaso. Diese italienischen Meisterzeichnungen sind bisher kaum beachtet worden.
Die Zeichnungen sind Ausgangspunkt des Ausstellungsprojektes, das neue Ansätze kuratorischer Praxis und kunsthistorischer Methodik erprobt. Einerseits können neue Zuschreibungen bisher anonymer Blätter und Zuweisungen zu Kunstwerken präsentiert werden, welche die Göttinger Zeichnungen vorbereitet haben. Andererseits fragt die Ausstellung grundlegend nach der Funktion von Zeichnungen in künstlerischen Werkprozessen: Denn im Italien der Renaissance wurden die Aufgaben der Handzeichnung von Naturstudie und Skizze über den Entwurf bis hin zum ausgearbeiteten Modell erstmals definiert.
- Isabella Augart, Anne-Katrin Sors, Michael Thimann (Hg.)
Werk | Prozesse. Italienische Handzeichnungen des 15. bis 18. Jahrhunderts in der Kunstsammlung der Universität Göttingen
Göttingen 2023
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Vortragsreihe zur Ausstellung
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Weitere Informationen zu der Vortragsreihe finden Sie im Archiv der Kunstwerke des Monats.