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Kustos entdeckt Pflanze Carl von Linnés im Göttinger Herbarium

Die Handschrift aus dem 18. Jahrhundert ist deutlich zu erkennen. „Holcus odoratus, h.L.“ ist unter der getrockneten Pflanze zu lesen. Der deutsche Name dieser Art ist „duftendes Mariengras“ und die Abkürzung „h.L.“ steht für „herbarium Linnaeus“. In Deutschland sind bislang nur etwa fünf Herbarpflanzen des schwedischen Naturforschers Carl von Linné (1707–1778) bekannt, eine davon nun in Göttingen. Dr. Marc Appelhans, Kustos des Herbariums an der Universität Göttingen, ist dieser seltene Fund zu verdanken.

„Ich habe den Herbarbeleg beim Digitalisieren unserer Sammlung entdeckt und mir ist sofort die Handschrift und die Abkürzung ‚h.L.‘ aufgefallen“, so der Biologe. Es ist eine von 800.000 getrockneten Pflanzen im Herbarium, nicht einmal ein Zehntel davon ist bisher digitalisiert. Der Schweizer Botaniker Jakob Friedrich Ehrhart (1742–1795) brachte Linnés Herbarpflanze offenbar nach Göttingen. Der spätere Direktor der Herrenhäuser Gärten in Hannover war einer der letzten Schüler Linnés an der Universität Uppsala. „Wie unter Botanikern üblich, tauschten Linné und Ehrhart ihre Pflanzen untereinander aus“, erklärt Appelhans. Ehrharts Sammlung ging nach seinem Tod an die Universität Göttingen.

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Kustos Dr. Marc Appelhans im Herbarium der Universität Göttingen

Die Linnean Society in London hat Appelhans Vermutung bestätigt, dass es sich um eine originale Herbarpflanze von Linné handelt. Dieser ist vor allem durch die hierarchische Klassifikation von Pflanzen, Tieren und Mineralien sowie die Etablierung einer neuen wissenschaftlichen Benennung, der sogenannten binominalen Nomenklatur, bekannt. Der Naturforscher löste damit die häufig langen Artnamen in lateinischer Sprache ab. Linné verwendete stattdessen nur zwei Wörter: Eins charakterisiert die Gattung, das andere die Art. So steht „Holcus“ für die Gattung der Honiggräser und „odoratus“ für die Art „wohlriechendes Honiggras“, bekannt als duftendes Mariengras. Diese Methode erwies sich als äußerst praktikabel und stellt bis heute den Ausgangspunkt der modernen Nomenklatur dar.

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