Fiona Iden
Mit welchem Berufswunsch bist du in den Master gekommen, hat sich dieser während des Studiums geändert?
Als ich mit meinem fertigen Bachelor in Agrarwissenschaften nach Göttingen kam, wollte ich im Pferdefuttermittelbereich arbeiten. Da es in Bezug auf Fütterung bei vielen Pferdehaltern an Wissen mangelt, wollte ich gerne in diesem Bereich etwas bewegen, um die Gesundheitsbedingungen der Pferde zu verbessern.
Im Laufe des Masterstudiums wurde meine gewünschte Berufsrichtung wieder unspezifischer. Durch die Module sah ich meine Stärken immer mehr im ökonomischen Bereich. Andererseits wurde auch klar, wie breit auch die Beschäftigungsmöglichkeiten in der Pferdesportindustrie sind, und dass es auf jeden Fall von Vorteil ist, vielseitig aufgestellt zu sein. Es war eher besser keine konkreten Vorstellungen zu haben und offen in das Berufsleben einzusteigen.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es den Berufswunsch im Pferdebereich sowieso eher selten gibt. Die zu besetzenden Stellen sind meist branchenübergreifend und können gar nicht genau benannt werden.
Mir gefällt es am Ende sehr gut im Bereich für Investitionsgüter im Pferdesport und ich glaube nicht, dass es mir im Futtermittelbereich besser gefallen hätte.
Grundsätzlich sollte man sich natürlich entscheiden, ob man praktisch mit Pferden arbeiten will, ob man in die Wirtschaft gehen will oder in die Wissenschaft. Hierbei ist es auch sicherlich gut, dies vor dem Studienantritt zu wissen.
Wie würdest du deine Zeit in Göttingen rückblickend beschreiben?
Ich hatte eine sehr schöne Zeit in Göttingen. Meine richtige Studienzeit begann erst mit dem Master in Göttingen, da ich in meinem Bachelor zuhause wohnen blieb. Der Grund wird mehreren vertraut sein, das Pferd. So war es für mich eine sehr spannende Zeit mit neuen Herausforderungen des Erwachsenwerdens. Der Studiengang mit seinen vielfältigen Themen im Pferdebereich hat meinen Horizont erweitert und die Kommunikation mit Gleichgesinnten hat mir auch neue Trainingsansätze und Sichtweisen auch in Bezug auf die praktische Reiterei gegeben.
Grundsätzlich habe ich mich von Anfang an in Göttingen sehr zuhause gefühlt. Die kleine übersichtliche Stadt ist super an die Lebenssituation des Studenten angepasst.
Ich habe viel mit gleichgesinnten Pferdeverrückten unternommen und so in Göttingen feste Freunde fürs Leben gefunden.
Beschreibe bitte kurz dein jetziges Aufgabenfeld.
Firma Summerwind ist im Bereich der Investitionsgüter tätig. Wir produzieren hauptsächlich Pferdesolarien und Reithallenspiegel. Das Unternehmen ist ein kleines Familienunternehmen.
So ist es selbstverständlich, dass jeder bei allem mit anpackt und man auch einmal von seinen Standardaufgaben abweicht.
Mein jetziges Aufgabenfeld kann man unter Vertriebs- und Marketingaufgaben zusammenfassen.
Grundsätzlich reicht mein Aufgabenfeld von Kunden und Händlerbetreuung auch aus dem Ausland, zu Betreuung des Messestandes, bis zu Aufgaben im Online Marketing oder die Betreuung der Social-Media-Kanäle.
Was konntest du aus deinem Studium für deinen jetzigen Job mitnehmen?
Das Studium der Pferdewissenschaften hat mir einen sehr guten Überblick über die Pferdesportindustrie gegeben. So hilft es mir jetzt, dass ich weiß, welche Meinungen es gibt und was von Interesse ist in diesem Sektor.
Ich würde auch die Theorie unterstützen, dass man im Studium nicht alles lernt, aber man weiß nun, wie man es sich beibringt. In meinem jetzigen Job habe ich bereits viel Verantwortung und bin auch oft auf mich allein gestellt. Das erfordert Eigenständigkeit und natürlich auch Sicherheit im Umgang mit der Arbeit.
Ich finde, dass der Studiengang Pferdewissenschaften ein sehr gutes Grundgerüst gibt. Man hat das Hintergrundwissen, um in allen Bereichen der Pferdesportindustrie zu arbeiten und Themen aus diesen Bereichen zu bewerten.
Was hebt den Studiengang deiner Meinung nach von anderen Ausbildungs- / Studieninhalten ab?
Die Pferdesportindustrie ist eine Nische und in vielerlei Hinsicht speziell. Die Kunden sind anders als im Agrarbereich und verhalten sich auch anders. Ich glaube man kann sagen, dass der Studiengang Pferdewissenschaften von den Themenbereichen einem Master in Agrarwissenschaften ähnelt, aber eben ausschließlich auf das Pferd bezogen ist.
Durch die heutige Nutzungsänderung des Pferdes sind Themen, Kunden, und Produkte im Pferdebereich speziell und einzigartig und machen meiner Meinung nach eine eigene Studienrichtung erforderlich.
Für mich und meinen Job war der Bachelor in Agrarwissenschaften und anschließend der Master in Pferdewissenschaften eine sehr gute Kombination.
Welche Inhalte / Module haben dir am meisten geholfen, dich von anderen Bewerbern abzuheben?
Bevor ich mich den Bewerbungen für meinen ersten Job widmete, wurde ich auf eine Stellenanzeige im Univerteiler aufmerksam. Es wurde eine Aushilfe zur Pferdemesse Equitana in Essen gesucht. So kam ich zu der Firma Summerwind. Auf der Messe konnte ich meinen Chef von mir überzeugen und er machte mir anschließend ein Jobangebot.
Ich hatte also das Glück, mich gar nicht mit Bewerbern aus anderen Branchen messen zu müssen. Auch einige meiner Kommilitonen sind durch Eigeninitiative zu Ihren Jobs gekommen.
Als Absolvent eines Pferdestudiengangs fand man lange keine genauen Stellenausschreibungen, die auf diese Studienausbildung ausgeschrieben waren. Mittlerweile ist dieses Studienfeld nun etwas bekannter geworden.
Trotzdem wissen auch oft die Unternehmen nicht, dass Stellen für Pferdewissenschaften prädestiniert sind und schreiben andere Studienfelder in die Ausschreibung. So ist es für uns als Studenten sehr schwer geeignete Stellen herauszufiltern.
Wir müssen den Firmen oft erklären, warum unsere Studienrichtung genau zu Ihrer Stellenausschreibung passt.
Deswegen glaube ich, dass man im Pferdebereich vor allem mit Initiativbewerbungen, Eigeninitiative allgemein, Recherche und Bemühen weiterkommt. Es gibt Stellen, es gibt auch genug Stellen, sie müssen nur gefunden werden.