DFG-Projekt am Institut für Soziologie: "Aktuelle europäische Binnen- und Flüchtlingsmigration nach Deutschland: Zuzugsprozesse und frühe Integrationsverläufe"
Mit Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) führen Claudia Diehl (Konstanz), Matthias Koenig (Göttingen) und Cornelia Kristen (Bamberg) ein neues Forschungsprojekt durch, das sich mit den Zuzugsdynamiken und den sprachlichen, strukturellen und sozio-kulturellen Integrationsprozessen von jüngst Zugewanderten in Deutschland befasst. Anschließend an das internationale Verbundprojekt SCIP ("Socio-cultural Integration Processes among New Immigrants in Europe") zielt es darauf ab, auf Grundlage neu zu erhebender Paneldaten (zwei Erhebungswellen) und anhand einer größeren Zahl von Neuzuwanderergruppen die derzeit Zuziehenden angemessen zu beschreiben, aktuelle Fragen der Migrations- und Integrationsforschung zu beantworten und wichtige Informationen für die politische Steuerung des Migrations- und Integrationsgeschehens zu liefern. Die empirische Untersuchung von Neuzuwanderern setzt an drei Forschungsdefiziten an. Erstens bleibt in der bisherigen Forschung das relative Gewicht von Herkunfts- und Ziellandeffekten auf Integrationsverläufe weitgehend ungeklärt, da in den meisten Datensätzen Einwanderer befragt werden, die bereits länger im Zielland leben. Zweitens wird die Erklärung des Migrations- und Integrationsgeschehens dadurch erschwert, dass die meisten Datensätze einmalige Befragungen sind und die Dynamik des Integrationsgeschehens damit nicht erfasst werden kann. Und drittens hat sich die Migrations- und Integrationsforschung überwiegend auf die gering qualifizierten Arbeitsmigranten konzentriert und weder Geflüchteten noch Hochqualifizierten die gebührende Aufmerksamkeit geschenkt. Anhand einer standardisierten Befragung jüngst nach Deutschland zugewanderter Polen, Türken, Rumänen, Italiener, Syrer und Iraker sollen die Themenbereiche Zuwanderung und Settlement, sprachliche und strukturelle Integration sowie Identität, Akkulturation und Religion gezielt in einem Forschungsdesign bearbeitet werden, das die Analyse herkunftsgruppenspezifischer Integrationsverläufe gestattet, gleichzeitig aber auch der inneren Heterogenität innerhalb der Herkunftsgruppen Rechnung trägt. Die ausgewählten Herkunftsgruppen weisen einerseits eine deutliche Varianz im Hinblick auf Merkmale wie ihr durchschnittliches Bildungs- und Qualifikationsniveau, ihre religiösen Zugehörigkeiten oder ihre Migrations- bzw. Fluchtursachen auf, andererseits lässt sich an ihnen auch die Bedeutung ethnischer Gruppengrenzen für die Entstehung gruppenspezifischer früher Integrationsverläufe analysieren. Diese gruppenvergleichende Perspektive ist gerade im Hinblick auf Geflüchtete von Bedeutung, da sie Rückschlüsse darüber zulässt, worin nach Berücksichtigung ihrer Individualmerkmale die Besonderheiten ihrer Integrationsverläufe liegen. Das auf drei Jahre angelegte Projekt wird von der DFG mit ca. 1,4 Millionen Euro gefördert und beginnt am 1.9.2017.