Presseinformation: Human Remains kehren nach Hause zurück
Nr. 39 - 11.03.2024
Die Universität Göttingen und die Staatlichen Ethnographischen Sammlungen Sachsen geben Gebeine an die Republik Palau zurück
(pug) Im Rahmen einer feierlichen Zeremonie übergibt die Universität Göttingen am Montag, 25. März 2024, menschliche Gebeine an die Republik Palau. Dabei werden auch ein Schädel, eine Gipsbüste, sowie eine Haarprobe aus Palau zurückgegeben, die sich derzeit in den Staatlichen Ethnographischen Sammlungen Sachsen, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, befinden.
Zwei Göttinger Universitätssammlungen beherbergen eine große Anzahl von human remains aus ehemaligen deutschen und anderen europäischen Kolonien, so auch aus Palau. Die Republik Palau, ein Inselstaat im äußersten Westen des Pazifischen Ozeans wurde 1899 vom Deutschen Reich kolonisiert.
Die Gebeine aus Palau wurden im Zuge der „Südsee-Expedition“ (1908 bis 1910) des damaligen Museums für Völkerkunde in Hamburg erworben. Als Teilnehmer der Expedition bereiste der Ethnologe Paul Hambruch 1909 die Inselgruppe Palau und brachte, wie sich nachträglich durch Tagebucheinträge belegen lässt, mehrere Gebeine in seinen Besitz. Die genauen Umstände sind noch nicht im Detail erforscht.
In den 1950er- und 1960er-Jahren wurden die Gebeine der Anthropologischen Sammlung des Museums für Völkerkunde in Hamburg, heute Museum am Rothenbaum – Kulturen und Künste der Welt (MARKK) an die Universität Göttingen abgegeben. Darunter waren die human remains von acht Individuen aus Palau und Pulo Anaa, einer kleinen Insel, die verwaltungstechnisch zur Republik Palau gehört.
Die human remains aus Palau, die sich in den Staatlichen Ethnographischen Sammlungen Sachsen befinden, kamen zum einen über den Naturforscher Karl Semper und zum anderen über den Ankauf des Bestandes des ehemaligen Museum Godeffroy in Hamburg in den 1870er und 80er Jahren nach Deutschland.
Die anstehende Zeremonie mit Repräsentantinnen und Repräsentanten aus Palau ist nach Auffassung der Universität ein weiterer Schritt in dem Unterfangen, die Kolonialgeschichte aufzuarbeiten und produktive, zukunftsgerichtete Kontakte mit postkolonialen Gesellschaften zu knüpfen. Im Rahmen des von der VolkswagenStiftung geförderten Forschungsprojekts „Sensible Provenienzen: Menschliche Überreste aus kolonialen Kontexten in den Sammlungen der Universität Göttingen“ fanden bereits Restitutionen an Hawaii und Neuseeland statt. Zudem wurde kürzlich ein neues Projekt gemeinsam mit dem MARKK gestartet, das diesen Prozess weiter fortführt.
„Die Universität Göttingen teilt die Haltung der Bundesregierung, dass zu human remains in Sammlungen geforscht werden muss mit dem Ziel, sie in ihre jeweilige Heimat zurückzuführen“, sagt Göttingens Universitätspräsident Prof. Dr. Metin Tolan.
„Als Gesellschaft, in der soziale Rollen und Besitz ausschließlich über die weibliche Linie von Müttern an Töchter übergeben wird, sind wir froh, dass die human remains unserer Vorfahren jetzt zu ihrer mütterlichen Ruhestätte zurückkehren“, erklärt der Kulturminister der Republik Palau, Ngiraibelas Tmetuchl.
Hinweis an die Redaktionen:
Zur Zeremonie am Montag, 25. März 2024, 15 Uhr, lädt die Universität Göttingen auch die Presse herzlich ein.
Ort: Tagungs- und Veranstaltungshaus Alte Mensa, Wilhelmsplatz 3, 37073 Göttingen
Redebeiträge:
- Universitätspräsident Prof. Dr. Metin Tolan
- Vertreter*in des MKW Niedersachsen
- Léontine Meijer-van Mensch, Direktorin Staatliche Ethnographische Sammlungen Sachsen
- Dr. Holger Stoecker, Forschungsprojekt „Sensible Provenienzen“, Universität Göttingen
- Ngiraibelas Tmetuchl, Minister für Human Resources, Kultur, Tourismus und Entwicklung der Republik Palau
- McMichael Mutok Jr., Registrar/Fachmann für Denkmalpflege, Bureau of Cultural and Historical Preservation, Palau
- Ribka Kintaro (Gesang und Rede), Vertreterin des Pulo Anna Council
Musikalische Rahmung:
Streichquartett des Göttinger Symphonieorchesters
Um einen reibungslosen Ablauf der Zeremonie organisieren zu können, ist eine verbindliche Anmeldung bis Montag, 18. März 2024, per Mail an eva.voelker@zvw.uni-goettingen.de erforderlich.
Kontakt:
Dr. Christian Vogel
Georg-August-Universität Göttingen
Zentrale Kustodie – Referent für Wissensforschung
Weender Landstraße 2, 37073 Göttingen
Telefon: 0551 39-26692
E-Mail: vogel@kustodie.uni-goettingen.de