Presseinformation: Gleich ist besser? Wie die Meinung zur globalen Covid-19-Impfstoffverteilung ist
Nr. 29 - 24.03.2022
Gesundheits- und Logistikforscher der Universität Göttingen analysieren Einstellung in Deutschland und den USA
(pug) Die Covid-19-Pandemie hat die Welt grundlegend verändert – und auch neue Fragen aufgeworfen. Dass noch während einer globalen Gesundheitskrise ein Impfstoff entwickelt, produziert und verteilt werden kann, ist ein Novum. Durch die unzureichenden Produktions- und Verteilkapazitäten weltweit stellt sich die ebenfalls neue Frage, nach welchen Prinzipien die Verteilung des Impfstoffes erfolgen soll. Ein Forschungsteam der Universität Göttingen hat mit einer repräsentativen Studie in Deutschland in den USA im Juni 2021 untersucht, wie die Öffentlichkeit dies bewertet. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Vaccine erschienen.
Die Forscherinnen und Forscher entwickelten einen Fragebogen, um die Meinung in der Bevölkerung zur globalen Impfstoffverteilung zu eruieren. Sie befragten insgesamt rund 2.000 Personen. Genutzt wurden zum Beispiel Verteilungsexperimente und die Methode „Analytical Hierarchy Process“, die einzelne Entscheidungskriterien zur Impfstoffverteilung jeweils in einem Paarvergleich gegeneinander bewertet. „Insbesondere die Frage, wie sich eine eigene Betroffenheit bei der Impfreihenfolge auswirkt, war uns wichtig“, erläutert Dr. Ida Monfared vom Centre for Modern Indian Studies (CeMIS) der Universität Göttingen. So wurden Verteilungsentscheidungen bewusst nochmals hinterfragt, wenn es hypothetisch auch um die eigene Impfdosis oder die Impfung von Familienangehörigen ging. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf die Frage der Verteilung zwischen Ländern der Nord- und Südhalbkugel gelegt.
Die Öffentlichkeit in Deutschland und den USA präferiert die Verteilung der Covid-19-Impfstoffe nach dem Prinzip der „medizinischen Dringlichkeit“ (Deutschland: 49,4 Prozent, USA: 37,4 Prozent) und dem Prinzip des „gleichen Zugangs für alle“ (Deutschland: 25,4 Prozent, USA: 32,7 Prozent). Weitere mögliche Verteilprinzipien wie zum Beispiel nach der eigenen nationalen Entwicklungs- und Produktionskapazität für Impfstoffe oder nach einer freien Marktregelung und damit nach Kaufkraft der Länder fanden kaum Anklang in Deutschland oder den USA (jeweils unter 15 Prozent der Stimmanteile).
„Die Bereitschaft zu teilen hat uns deutlich überrascht, insbesondere angesichts der Tatsache, dass zum Befragungszeitpunkt Mitte 2021 noch keine umfassenden Belege zu den Gefahren durch Virus-Varianten bei Covid-19 vorlagen – die Logistik für eine weltweit koordinierte Verteilung der Impfstoffdosen hätte deutlicher und früher ausgebaut werden müssen“, so Prof. Dr. Matthias Klumpp vom Lehrstuhl für Produktion und Logistik der Universität Göttingen.
Originalveröffentlichung: Klumpp, M., Monfared, I.G., Vollmer, S. (2022): Public opinion on global distribution of COVID-19 vaccines: evidence from two nationally representative surveys in Germany and the United States. Vaccine. https://doi.org/10.1016/j.vaccine.2022.02.084
Kontakt:
Prof. Dr. Matthias Klumpp
Georg-August-Universität Göttingen
Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Professur für Produktion und Logistik
Platz der Göttinger Sieben 3, 37073 Göttingen
Telefon: 0551 397349
E-Mail: Matthias.Klumpp@uni-goettingen.de
www.produktion.uni-goettingen.de
Dr. Ida G. Monfared
Georg-August-Universität Göttingen
Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Professur für Produktion und Logistik
Platz der Göttinger Sieben 3, 37073 Göttingen
Telefon: 0551 3925885
E-Mail: ida.gohardoustmonfared@uni-goettingen.de
https://www.uni-goettingen.de/en/dr.+ida+monfared/565010.html