Wissenschaftspreis Niedersachsen geht drei Mal nach Göttingen
30.11.2017
Auszeichnungen für Wissenschaftler und Nachwuchswissenschaftlerin der UMG und für Studenten der Universität
(umg/pug) Universität und Universitätsmedizin Göttingen können sich beim „Wissenschaftspreis Niedersachsen 2017“ über gleich drei Preisträger freuen. Der Preis für herausragende Wissenschaftler geht an Prof. Dr. Tobias Moser, Universitätsmedizin Göttingen (UMG), der für herausragende Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler an Dr. Marion Silies, ebenfalls UMG. In der Kategorie „Studierende“ wurde Roman Kirk von der Universität Göttingen geehrt.
Prof. Dr. Heyo K. Kroemer, Sprecher des Vorstandes der UMG und Dekan der Medizinischen Fakultät sagt: „Wir freuen uns und sind stolz darauf, dass in diesem Jahr gleich zwei Neurowissenschaftler aus der Universitätsmedizin Göttingen und dem sensorischen Sonderforschungsbereich 889 als herausragende Forscher in Niedersachsen ausgezeichnet werden. Das ist außergewöhnlich und belegt die hohe Qualität des neurowissenschaftlichen Forschungsschwerpunktes an der UMG und am Göttingen Campus. Wir gratulieren den beiden Preisträgern zu dieser bemerkenswerten Leistung.“
Die Preisträger wurden am Donnerstag, 30. November 2017, in Hannover vom Niedersächsischen Minister für Wissenschaft und Kultur, Björn Thümler, ausgezeichnet.
Prof. Dr. Tobias Moser ist Direktor des Instituts für Auditorische Neurowissenschaften an der UMG. Seine Forschung hat entscheidend zum Verständnis der grundlegenden Mechanismen des Hörens und der Schwerhörigkeit beigetragen. Seine Arbeiten zur molekularen Physiologie und Anatomie der Haarzellsynapsen sowie zu damit verknüpften synaptischen Krankheitsmechanismen haben Pioniercharakter. Er hat dementsprechend ein neues, aktives und neurobiologisch wie medizinisch gleichermaßen bedeutsames Forschungsfeld begründet. Zudem verspricht die von ihm und seinen Kolleginnen und Kollegen vorangetriebene Entwicklung eines optischen Cochlea Implantats eine substanzielle Verbesserung der Hörrehabilitation von Schwersthörigen.
Mosers Engagement bezieht sich zudem auf die Förderung von Kooperationen zwischen der Universität und außeruniversitären Partnern. So baute er zahlreiche Kooperationen mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Max-Planck-Gesellschaft, der Leibniz-Gemeinschaft, der Fraunhofer Gesellschaft und der Helmholtz-Gemeinschaft auf und arbeitet auch mit internationalen Kooperationspartnern zusammen. Seit 2011 leitet Moser den Sonderforschungbereich 889 der DFG.
Seit 2015 hat er an der UMG ein weltweit sichtbares Institut für Auditorische Neurowissenschaften und ein am Göttingen Campus perfekt vernetztes Hörforschungsprogramm aufgebaut. Moser ist Gründungs- und Vorstandsmitglied der Göttinger Graduiertenschule für Neurowissenschaften, Biophysik und Molekulare Biowissenschaften (GGNB), leitet dort ein Promotionsprogramm und ist Dozent in mehreren anderen Master- und Promotionsprogrammen. Mit seiner Kombination aus wissenschaftlicher und klinischer Arbeit gelingt es ihm darüber hinaus, junge Humanmedizinerinnen und -mediziner, die er bei ihrer Promotionsarbeit und in Forschungsrotationen fördert und begleitet, für eine Laufbahn als Clinician Scientist zu begeistern. Für seine herausragende Arbeit wurde er mit Ehrungen wie dem Leibniz-Preis (2015), dem Jung Preis für Medizin (2017) und der Mitgliedschaft in der Leopoldina (2015) ausgezeichnet.
Dr. Marion Silies hat vor drei Jahren im Rahmen des Emmy-Noether-Programms der Deutschen Forschungsgemeinschaft eine Nachwuchsgruppe eingeworben und ist seit 2015 Gruppenleiterin am European Neuroscience Institute der UMG. Ihre Forschung beschäftigt sich mit der Funktionsweise neuronaler Schaltkreise und den neuronalen Grundlagen des Sehens. Im Sonderforschungsbereich 889 „Zelluläre Mechanismen Sensorischer Verarbeitung“ leitet sie ein Teilprojekt, in dem sie die molekularen und zellulären Aspekte visueller Signalverarbeitung untersucht. Bei ihrer Wissenschaft kombiniert sie in herausragender Weise molekulare und neurogenetische Ansätze mit Messungen und Modellierungen neuronaler Netzwerkeigenschaften.
Für ihre Arbeit wurde Silies mit renommierten Preisen ausgezeichnet, darunter der Schilling Forschungspreis der Neurowissenschaftlichen Gesellschaft (2015) und der Heinz Maier-Leibnitz Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (2017). Zudem warb sie einen Starting Grant des European Research Council (2016) ein. Neben ihrer wissenschaftlichen Arbeit ist Silies in Göttingen mit großem Engagement auch in der Hochschullehre tätig. Im Rahmen der „Max Planck International Research School Neuroscience“ und dem universitären Masterprogramm „Developmental, Neural and Behavioral Biology” bietet sie umfangreiche Lehrveranstaltungen an. Sie ist zudem Sprecherin der Gruppenleiterinnen und Gruppenleiter des Göttinger European Neuroscience Instituts (ENI).
In der Kategorie „Studierende“ zeichnete die Jury den Göttinger Studenten Roman Kirk aus. Der 25-Jährige studiert Philosophie und Geschichte im Zwei-Fächer-Bachelor und ist in beiden Fächern bester seiner jeweiligen Kohorte. Er ist Stipendiat der Friedrich-Ebert-Stiftung und war für ein Stipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes nominiert. Sein Engagement in der akademischen und studentischen Selbstverwaltung auf Fakultäts- und Universitätsebene ist umfangreich: Er ist unter anderem studentisches Mitglied des Fakultätsrates, der Struktur- und Haushaltskommission und des Fachschaftsparlamentes der Philosophischen Fakultät, außerdem studentisches Mitglied im Vorstand des Seminars für Mittlere und Neuere Geschichte und der Studienkommission sowie Fachgruppensprecher Philosophie. Im Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) der Universität Göttingen leitete er das Referat Hochschulpolitik. Außerhalb der Universität war er Mitorganisator eines Treffens des Lesekreises Politische Ökonomie der Friedrich-Ebert-Stiftung, Mitinitiator des Schülerprojektes „Geld und Leben“ sowie Koautor des Buches „Sehnsucht nach Wahrheit – Schüler befragen ihre Region und begreifen die Welt“.
Mit dem Wissenschaftspreis Niedersachsen werden jedes Jahr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Studierende niedersächsischer Hochschulen für ihre hervorragenden Leistungen in Forschung, Lehre oder Studium ausgezeichnet. Die Preisträgerinnen und Preisträger zeichnen sich durch ihren außergewöhnlichen Einsatz für Kooperationen mit anderen Hochschulen sowie der Wirtschaft aus oder überzeugen durch ihr Engagement für ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen in der studentischen Selbstverwaltung oder bei ehrenamtlichen Tätigkeiten aus. Die Preisträgerinnen und Preisträger wurden von den niedersächsischen Hochschulen vorgeschlagen. Die Auswahl übernahm die Wissenschaftliche Kommission Nieder-sachsen. Der Wissenschaftspreis Niedersachsen ist insgesamt mit 82.500 Euro dotiert und wurde zum elften Mal vergeben.
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