GESCHLECHTERFORSCHUNG
Was ist eigentlich Geschlechterforschung? Womit beschäftigt sie sich?
Geschlechterforschung (engl. Gender Studies) ist ein Wissenschaftsbereich, in dem Forscher*innen mit verschiedenen theoretischen Ansätzen und Analysemethoden die gesellschaftliche Geschlechterordnung in ihrer Entstehung, ihrer Reproduktion, in ihren Auswirkungen sowie in ihrem Zusammenwirken mit anderen Ungleichheitsverhältnissen (z.B. Rassismus, ökonomische Ungleichheit, Heteronormativität) untersuchen aber auch die gelebte Vielfältigkeit von Geschlecht in den Blick nehmen.
Geschlechterforschung fragt nach der Rolle von Geschlecht bei der Verteilung von politischer, sozialer und ökonomischer Macht und Ressourcen in unterschiedlichen Bereichen und analysiert Mechanismen und Entwicklungen, welche zu Geschlechterungleichheiten geführt haben:
- Was sind beispielsweise die Ursachen geschlechtsspezifischer Lohndifferenzen oder einer anhaltenden geschlechtsspezifischen Berufswahl (Frauen*berufe/Männerberufe)?
- Warum sind Frauen* in politischen, kulturellen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Institutionen, insbesondere Führungspositionen weniger repräsentiert?
- Wie kommt es, dass Männer* immer noch kaum Versorgungstätigkeiten und Kindererziehung übernehmen?
Ein weiterer Schwerpunkt der Gender Studies liegt auf der Aufdeckung und kritischen Analyse von Prozessen des Unterscheidens und der sogenannten Konstruktion von Geschlecht selbst:
- Wie und auf welche Weise werden (Annahmen über) „Männlichkeit“ und „Weiblichkeit“ hergestellt? Welche Praktiken und Normen sind hierfür zentral (z.B. geschlechtsspezifische Kleidung oder Berufe, Schönheitsideale in Werbung und Medien)?
- Welche Bedeutung kommt der gelebten Vielfalt von Geschlecht und Sexualitäten für die Geschlechterforschung zu und welche gesellschaftlichen Normen, Institutionen oder politische Entwicklungen erschweren deren Anerkennung?
- Welche politischen Bewegungen tragen maßgeblich zu einer Veränderung von Geschlechternormen bei (z.B. Frauen*bewegungen, LGBTIQ Bewegungen)?
Die Geschlechterforschung betrachtet Geschlecht im Kontext seiner Verwobenheit mit weiteren Machtverhältnissen (wie Rassismus, Klasse/ökonomische Ungleichheit, Heteronormativität/Sexualität) und fragt z.B. auch nach Ungleichheiten zwischen Frauen* oder zwischen Männern* etwa aufgrund der sexuellen Orientierung, der (angenommenen) Herkunft, der Bildung oder der Klasse/sozialen Schicht.
Um diese vielfältigen Zugänge zu gewährleisten, ist das Fach Geschlechterforschung an der Universität Göttingen inter- und transdisziplinär angelegt. Dies ermöglicht es den Studierenden, über die engen Fachgrenzen hinaus, Perspektiven und Methoden vieler Disziplinen miteinander zu verknüpfen und einen kritisch-reflexiven Blick zu gewinnen.
An der Geschlechterforschung sind derzeit 20 Studienfächer aus 7 Fakultäten beteiligt (Liste mit den beteiligten Studienfächern).